Entlang der Granitzstraße sollte eine neue Betriebswerkstatt für die Linie A (heute U2) gebaut werden. Dieses Bauvorhaben wurde dringend notwendig, da durch die Verlängerung der Linie E (heute U5) vom Elsterwerdaer Platz bis nach Hönow die Kapazitäten der Bw Friedrichsfelde (Bw Fi) vollständig ausgelastet war. Außerdem war die Kehranlage unter dem Potsdamer Platz aus politischen Gründen nicht nutzbar. Der Aufwand, Kleinprofilzüge durch den Klostertunnel zur Bw Fi zu schleppen war auf Dauer eh aufwendig — wegen der unterschiedlichen Stromschienensysteme zwischen Groß- und Kleinprofil.
Der Bau der Betriebswerkstatt sah drei Gliederungen vor:
- die Tunnelanschlussstrecke
- die Abstellanlage und
- der Instandhaltungskomplex.
Tunnelbau
Die 1930 errichtete viergleisige Kehranlage hinter dem Bhf. Pankow (heute Vinetastraße) endete in Höhe der Masurenstraße. Der Weiterbau des Tunnels stand nun im Vordergrund. Circa 350 m Tunnelstrecke viergleisig, und rund 250 m zweigleisiger Tunnel war vorgesehen, um die Betriebswerkstatt zu erreichen. Da wegen der geringen Tiefe des Tunnels — nur 1 m Tunneldecke — eine offene Bauweise vorgesehen war. musste in Höhe der Maximelianstraße eine Wendekurve für die Tram eingerichtet werden.
Abstellanlage
Parallel zur Granitzstraße sollte die Abstellanlage auf dem Gelände des Rangierbahnhofs gebaut werden, die Platz für 144 Kleinprofilzüge (d. h. 18 Vollzüge á 8 Wagen) beinhalten sollte. Ziemlich in der Mitte der Abstellanlage sollte dann ein Stellwerk und eine Wasch- bzw. Reinigungshalle entstehen.
Instandhaltungskomplex
Zum Instandhaltungskomplex plante die Stadtverwaltung eine siebengleisige Revisionshalle, wo quasi 7 Vollzüge untersucht werden könnten und eine zweigleisige Werkstatthalle für insgesamt 2 Halbzüge. Dieses Areal sollte sich am Ende der Abstellanlage unmittelbar an der Prenzlauer Promenade befinden. Sozialeinrichtungen, eine Kantine sowie ein Heizhaus wurden ebenfalls eingeplant. 1988 wurden bauliche Vorleistungen geschaffen. Das Heizhaus wurde sogar schon gebaut, existiert heute aber nicht mehr.
Baubeginn
1989 fingen die Bauarbeiten in der Berliner Straße an — überwiegend Leitungsarbeiten. Ziel war es, bis 1993 alle Kleinprofilzüge in der neuen Bw zu beheimaten. Im März 1990 beschloss der Magistrat Ost-Berlins den gleichzeitigen Bau zur Verlängerung zum S-Bhf. Pankow als direkten Umsteigebahnhof.
Weiterer Werdegang
Im April 1991 wurde ein Baustopp für die Verlängerung zur Betriebswerkstatt angekündigt. Warum? Aus zwei Gründen: Erstens sollten beide Teile der U2 wieder zusammengeschlossen werden. Dazu mussten die finanziellen Mittel aufgewendet werden. Zweitens: Bei Fertigstellung der Verbindung beider Linienteile würde die Bw Grunewald den Fahrzeugpark des Ost-Berliner Kleinprofils übernehmen können. Der Bau der viergleisigen Tunnelanlage in der Berliner Straße ging erst noch weiter.
Planänderung
Das Berliner Abgeordnetenhaus verlangte im Dezember 1991 eine Überarbeitung des geplanten Konzepts. Vorgesehen war nun die Priorität zum Bau des Umsteigebahnhofs am S Bhf. Pankow. Dafür sollte die Tunnelverlängerung zur Granitzstraße entfallen. Im Gleisplan vom September 1991 war die übereirbeitete Version der Planung erschienen. Bis dato wurde noch am Tunnelbau für die Abstellanlage gebaut. 1993 war der Tunnelbau weit genug fortgeschritten, dass die Kehranlage in Betrieb genommen werden konnte. Das war nach dem Zusammenschluss der beiden U2-Teile auch dringend nötig! Am 16.09.2000 wurde der Verkehr zum neuen Endbahnhof Pankow freigegeben. Der Abzweig zur geplant gewesenen Betriebswerkstatt endet unmittelbar dort, wo der Tunnelmund vorgesehen war.
Quelle: BVB 7/98 S. 137, BVB 4/19 S. 89, BVB 5/91 S. 108, BVB 1/92 S. 13, Berliner U-Bahn-Linien U2
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